Kultur und Mobilität in ländlichen Räumen
In ländlichen Räumen ist man schnell bereit, für kulturelle Angebote ins Auto zu sitzen. Anders kommt man gar nicht in die Disko, ins Kino oder auch mal in ein Restaurant. Viele hinterfragen das schon nicht mehr. Sobald man den Führerschein machen konnte, hatte man ihn und sich damit ein großes Stück Unabhängigkeit erobert.
Die Frage nach der Mobilität ist deshalb eng mit ländlichen Räumen verknüpft und bleibt bestehen, selbst wenn wir es gemeinsam mit dem Förderverein Gustav Bauernfeind Kulturhaus und vielen anderen Akteuren und Vereinen schaffen, mehr kulturelle Angebote im Sulzer Raum zu etablieren. Denn zwischen Dürrenmettstetten und Bergfelden liegen laut einer Navigationsapp 2 Stunden und 50 Minuten Fußmarsch. Und zwischen Fischingen und Sigmarswangen nur unwesentliche 30 Minuten weniger. Es wird uns also nie gelingen, uns für alle Sulzerinnen und Sulzer ein Angebot zu ersinnen, das ohne die Mobilitätsfrage auskommen wird.
Vorteile von kulturellen Angeboten in den ländlichen Räumen
Trotzdem ist es ein Unterschied, ob ich für kulturelle Angebote regelmäßig zwischen 30 und 80 km zurücklege, wie viele der von befragten Bürgerinnen und Bürger antworteten oder eben nur zwischen 5 und 15 km. Und es ist ein Unterschied, ob ich die weite Strecke regelmäßig oder nur ab und zu auf mich nehme. Angesichts steigender Energiepreise und auch angesichts dessen, dass wir es uns längst nicht mehr leisten können, Energie unhinterfragt auszugeben, stellt sich die Frage, wie wir Angebote in den ländlichen Raum holen können. Dann müssten statt vieler Menschen nur noch die Darsteller:innen, Kursleiter:innen oder Anbieter:innen diese weite Strecken fahren. (Anm: Dass gleichzeitig der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut und gestärkt werden muss, braucht hier gar nicht diskutiert zu werden. Das ist für uns angesichts der schlechten Taktung in Sulz schon lange bewusst. Das ist aber hier nicht unser Thema.)
Kulturelle Teilhabe
Dazu kommt noch der Punkt, dass sich viele Menschen eben auch nicht einfach so in ein Auto setzen können oder wollen, um kulturelle Angebote wahrzunehmen. Manchen fehlt schlicht die Möglichkeit, sei es weil sie sich diese Ausgabe nicht leisten können oder da sie zu alt sind, um das alleine zu bewältigen. Wir finden aber ein ausgewogenes kulturelles Programm sollte grundsätzlich allen zur Verfügung stehen. Kultur ist schließlich kein Zusatzangebot, sondern eine der Grundlagen unserer Demokratie. Das heißt zusätzlich zu dem Punkt, dass viele Menschen weniger und kürzere Strecken zurücklegen, werden die kulturellen Angebote nun auch mehr Menschen zugänglich gemacht.
Unsere Fragen
Die Überlegungen, die wir seit geraumer Zeit mit uns tragen, schließen also die Mobilitätsfrage mit ein:
Wie können wir zusätzliche Angebote schaffen, die für Sulzerinnen und Sulzer interessant sind und die diese Fahrerei vielleicht sogar etwas unnötig machen?
Was sind Angebote, die mit dem Taxi oder dem Fahrrad/ E-Bike erreichbar sind?
Aber auch: Wie gehen wir mit den großen Distanzen zwischen den einzelnen Teilorten um?
Es wird wohl nicht die eine richtige Lösung geben. Aber wir wollen dieses Jahr daran arbeiten, dass es vielleicht einige kleine Lösungsansätze geben wird. Das vom Zentrum für kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg geförderte Projekt will genau diese Lösungsansätze ausloten.
Das Diagramm ist aus der Online Umfrage (Stand 19. August). Vor Ort hat 1 Person gesagt, dass sie gar nicht fahren, 4 fahren bis zu 10 km, 17 bis zu 50 km, 11 bis 100 km und 2 fahren auch noch weiter.