Kultur hoch 10 im Interview mit Liane Voll

Liane Voll ist Ortschaftsrätin in der Sulzer Gemeinde Glatt und war zum ersten Workshop des Projekts Kultur Hoch 10 am 18. Juni eingeladen. Dort hat sie das Projekt kennengelernt und dem Entstehungsprozess beigewohnt. Nun ist ein halbes Jahr vergangen und wir treffen sie am Sulzer Marktplatz wieder. Die Fragen stellte Florian Maier.

Liane Voll

Ortschaftsrätin in Glatt

Was bedeutet Kultur für Sie?

Kultur finde ich schwierig zu definieren. Natürlich denke ich zuerst an Kunst, Wissenschaft und Sprache oder Essen und Sport. Aber eigentlich ist alles Kultur, wo wir Menschen agieren. Kultur ist auch sehr lebendig und fließend.

Welche kulturellen Veranstaltungen besuchen Sie am liebsten?

Ich besuche gerne Kunstausstellungen, Museen, Konzerte. Einmal im Jahr fahre ich in die Oper nach Stuttgart. Besonders gerne mag ich aber Museumsnächte in Städten mit Themenführungen durch die Stadt. Eigentlich bin ich kulturell an sehr vielem interessiert.

Kultur erweitert den Horizont und öffnet einen anderen Blickwinkel

Finden Sie, Kultur ist für eine Gesellschaft wichtig?

Ich finde, das Beschäftigen mit Kultur erweitert den Horizont und öffnet einen anderen Blickwinkel. Man muss sich nicht unbedingt mit vielen anderen Kulturen beschäftigen. Wichtig ist, dass man die eigene Kultur bewusst wahrnimmt und reflektiert. Dann erst kann man andere Kulturen einordnen und verstehen. Es ist wie mit der Sprache, meist spricht man nur eine, dann erst kann man andere lernen.

Kultur im ländlichen Raum – ein Problem oder eine Chance?

Kultur im ländlichen Raum ist anders. Die Vielfalt ist zwar geringer, aber es gibt doch ein breites Angebot und vielleicht ist das Pro-Kopf-Angebot hier auf dem Land größer. Am Samstagabend kann ich hier nicht zwischen fünfzig Angeboten wählen, aber vielleicht wähle ich dann auch mal etwas außerhalb meinem „Lieblingsfeld“.

Als junger Mensch ist das nochmal anders, weil man da etwas anderes unter Kultur versteht und wahrscheinlich auch möchte.

MAN DARF SICH NICHT ENTMUTIGEN LASSEN, RÜCKSCHLÄGE GIBT ES IMMER

Wo sehen sie die größten Probleme für ein Projekt wie Kultur Hoch 10? Wo sehen sie die größten Chancen?

Ein solches Projekt ist am Anfang immer schwierig. Viele sagen, das brauchen wir doch nicht hier, und sehen nur die Probleme und die Arbeit und nicht die Chancen. Später gibt es dann meist viele Väter des Erfolgs. Man muss vorsichtig vorgehen. Eine kulturelle Veranstaltung ist dann gut für mich, wenn sie verbindend und Generationen übergreifend ist. Man darf sich nicht entmutigen lassen, Rückschläge gibt es immer.

Die zeitlichen Ressourcen vieler sind knapp, besonders wenn sie noch in Lohn und Brot stehen. Was müsste passieren, damit auch diese sich engagieren wollen und können?

Ein wichtiger Punkt ist die Anerkennung. Dennoch muss Ehrenamt auch immer Ehrenamt bleiben. Wichtig ist, dass man das Gefühl hat, gerne dorthin zu gehen und mitzumachen, weil man Leute trifft, die einem gut tun und man zusammen eine gute Sache unterstützt. Man engagiert sich viel leichter, wenn es sich mit den persönlichen Interessen überschneidet. Es sollte einen Mehrwert für die Beteiligten haben.

MAN MUSS EINFACH DRANBELEIBEN

Was wollen Sie dem Projekt Kultur Hoch 10 mit auf den Weg geben?

Ich finde das Projekt großartig und würde es auch unterstützen. Man muss einfach dranbleiben. Es ist wichtig, dass wir uns darüber Gedanken machen: Was ist Kultur für mich? Wie verändert sich Kultur? Was ist mir wichtig? Soll ich mich mehr einbinden? Wie kann ich fördern?

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Projekt “Kultur hoch 10 in Sulz am Neckar” wurde initiiert vom Förderverein Gustav Bauernfeind Kulturhaus e.V., der Stiftung KULTURLABOR und dem Kulturamt der Stadt Sulz. Es wird gefördert vom Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden Württemberg.