Minne und Pfennig – Geld oder Liebe?
Eröffnung: 12. Juli 2022 — 17.30 Uhr
Die Ausstellung im LABORfenster entstand in Kooperation mit dem Teilprojekt B4 des Sonderforschungsbereichs Andere Ästhetik der Univerität Tübingen. Dieser interdisziplinäre Sonderforschungsbereich untersucht Bilder, Texte und Objekte der europäischen Vormoderne, also der Zeit vor dem 18. Jahrhundert. 16 Fächer, von der Archäologie über die Kunst- und Musikwissenschaften sowie die Alt- und Neuphilologien bis hin zu Geschichtswissenschaft und Theologie sind in diesem Forschungsverbund vereint.
Das interdisziplinäre Teilprojekt B4 untersucht die Personifikation als Handlungsträgerin, die in Literatur und den Bildkünsten des Mittelalters häufig vorkommt. Mit ihr machen Autorinnen und Künstlerinnen Begriffe und Ideen greifbar—Abstraktes wird so sichtbar und erfahrbar. Eine digitale Ausstellung des Teilprojekts zeigt in 25 Exponaten wie das aussehen kann.
Mit dem LABORfenster geben wir einen Einblick in diesen Forschungsbereich und setzen mit dem Beispiel von Minne und Pfennig ein anschauliches Beispiel ins Zentrum.
Zwischen zwei Handlungsprinzipien Geld oder Liebe giebt es also schon im Mittelalter einen Konflikt. Während die Liebe beansprucht, wichtiger als das Geld zu sein, sieht dieses, dass es von den Regierenden geehrt wird und ihm arm und reich gleichermassen dienen. Als Personifikationen mit eigenen Stimmen und der Darstellung als Person bekommen diese ein Eigenleben, das zunächst in Gewalt mündet: Der Pfennig stößt die Liebe in den Bach. Der junge Mann, der sich mit dem Geschehen konfrontiert sieht, entscheidet sich dafür, die Liebe aus dem Bach zu ziehen.
Dieser Konflikt ist bis heute nachvollziehbar und es fällt uns leicht, uns mit Geld oder Liebe zu identifzieren, vielleicht auch den Disput im Kopf weiterzuführen und auf unser Leben zu übertragen. Was ist uns wichtiger? Wie sähe denn eine aktuelle Auseinandersetzung zwischen den beiden aus?
Design: Tobias Kopp
Texte: Sandra Linden und Daniela Wagner